Kontakt
Kaufhaus Michael Wagner
Hauptstraße 32
8311 Markt Hartmannsdorf
+43(0)3114/2205
+43(0)3114/2205-77
michael@kaufhaus-wagner.at
www.kaufhaus-wagner.at
Öffnungszeiten Kaufhaus
Mo-Fr
7:00-12:30
14:30-18:30
Sa
7:00-12:30
Öffnungszeiten Trachtenabteilung
Mo-Fr
8:00-12:00
15:00-18:00
Sa
8:00-12:00
Das Kaufhaus Wagner ist eine "Gemischtwarenhandlung", ein "Kaufhaus der Vielfalt",
ein Geschäft, in dem man "alles bekommt". Solche Geschäfte, die den täglichen Bedarf
der Bevölkerung vollständig decken konnten, gehörten bis in die 2. Hälfte des
20. Jahrhunderts zum vertrauten Bild eines Ortes; ihr Dasein war eine Selbst-
verständlichkeit. Heute sind sie fast verschwunden. Das Kaufhaus Wagner aber gibt es
noch. Der "Wagner Michl" prägt seit nunmehr 120 Jahren das Ortsbild und das Leben
in Markt Hartmannsdorf ganz entscheidend mit.
Der Anfang
Am 25. November 1891, "am Tag der heiligen Katharina", wie es in
den Aufzeichnungen heißt, eröffnete der 27jährige Michael Wagner,
ein armer Keuschlersohn, der sich auf einem Stelzfuß fortbewegen
musste, in vorerst gepachteten Räumen ein Handelsgeschäft
("G'wölb" hieß das damals) in "Windisch-Hartmannsdorf". Das
Gründungskapital waren 200 Gulden, die er sich als Schneidergeselle
erspart hatte.
Es war ein mühsamer Anfang mit ungeheurem Arbeitseinsatz für Michael.
Das Geschäft war täglich geöffnet, schon vor 6 Uhr früh bis 8 Uhr am Abend, auch
sonntags. Der Sonntag war überhaupt der wichtigste Einkaufstag für die Leute. Da
gingen sie zur Kirche in das Dorf herein. Eine Sonntagsruhe für Kaufleute gab es vorerst
überhaupt nicht, erst später, für eine Stunde, nachmittags von 3 bis 4 Uhr.
Aber es ging aufwärts. "Mein Warenlager und der Kundenverkehr wurden immer größer,
es wurde immer mehr Arbeit, so dass ich nicht mehr alles alleine richten konnte…
So war ich gezwungen um eine Ehefrau umzuschauen. Sie sollte nur gottesfürchtig und
wirtschaftlich sein, viel Geld musste sie nicht haben…" schreibt Michael Wagner in seinen
Lebenserinnerungen. Er fand sie in der Herrenschneiderin Johanna Ofner. Sie heirateten
1892 und bekamen sechs Kinder.
Beim Wagner Michl wurden alle notwendigen Waren geführt: für die Haushalte, die
bäuerlichen Betriebe und deren Viehhaltung, die vielen kleinen Handwerker usw.
Wichtig waren in der noch stromlosen Zeit Beleuchtungsmittel wie Kerzen, Lampen und
Petroleum (abzufüllen in mitgebrachte Behälter). Sogar
Arzneimittel wurden verkauft, wofür nach Ablegen der
Arzneikunde-Prüfung die Konzession erteilt worden war.
Mitarbeiter wurden aufgenommen. Besonderer Wert
wurde auf ein gutes Stoffangebot, die "Meterware",
gelegt. Die eigene Schneiderei, in der sowohl Maß- als
auch Konfektions-Kleidung angefertigt wurde, brachte
gute Umsätze. Die bisher gepachteten Gebäude und
eine kleine angrenzende, renovierungsbedürftige Land-
wirtschaft konnten gekauft werden. (Das war für die damals nötige Eigenversorgung
mit Gemüse sehr wichtig.)
All die Mühe aber wurde zunichte, als im 1. Weltkrieg (Juli 1914 - Nov. 1918) das auf-
gebaute Warenlager immer kleiner wurde und es nichts nachzukaufen gab. Das dafür
eingenommene Geld aber war nach dem verlorenen Krieg vollkommen wertlos. Waren
die Preise während der vier Kriegsjahre schon auf das 15-fache gestiegen, so
"galoppierte" die Inflation nach dem Krieg bis 1924. Man rechnete im Alltagsleben
in Millionen. Es war eine harte Zeit. Gebäude und Grundbesitz waren zum Glück
erhalten geblieben.
Von neuem musste, unter Mitwirkung der ganzen Familie, allmählich ein neues
Warenlager aufgebaut werden. Der 19-jährige Michael, der nach 3 ½ Jahren aus
dem Krieg heimgekommen war, setzte sich besonders ein. Man begann wieder Lehrlinge
auszubilden, beschäftigte auch einen Gehilfen ("Commis", wie man damals sagte) und
sonntags Vormittag auch einige Aushelfer. Sonntags Nachmittag war nun das Geschäft
nicht mehr geöffnet. Lehrlinge und Commis hatten im Hause Quartier und wurden in
der Familie mitverpflegt. (Diese Selbstverständlichkeit blieb bis 1962.)
Der Geschäftsgründer erlitt ab 1925 mehrere Schlaganfälle und starb 1928.
Die zweite und dritte Generation
1928 übernahm der 29jährige Michael das Geschäft. Er heiratete 1930 und fand in
seiner Ehefrau Maria, einer Handarbeitslehrerin, die wichtigste
Mitarbeiterin, die ihm half, in dieser wirtschaftlich so schweren
Zeit weiter zu arbeiten. Maria hatte bei Viktor Geramb Vorträge
über Trachtenpflege gehört und war von ihm dafür begeistert
worden. Ihrer Initiative ist zu es verdanken, dass unter der Vielzahl
der angebotenen Stoffe "Trachtenstoffe" nun besonders hervorge-
hoben wurden. Ein Sohn und drei Töchter wurden dem Paar
geboren, sie alle "wuchsen mit dem Geschäft auf".
Doch nun kam der II. Weltkrieg (Sept. 1939 bis Mai 1945). Nach den Erfahrungen, die
im I. Weltkrieg gemacht worden waren, wurde gleich zu Beginn "Warenbewirtschaftung"
eingeführt, d.h. Lebensmittel, Bekleidung und im Laufe der Kriegsjahre immer mehr
andere lebenswichtige Dinge durften nur nach Abgabe von Abschnittkarten bzw.
Bezugsscheinen in den darauf angegebenen Mengen verkauft werden, um eine
gleichmäßige Verteilung zu ermöglichen. Das brachte für die Kaufleute sehr viel
Mehraufwand, verhinderte aber ein Leerkaufen der Geschäfte, wie es im I. Weltkrieg
geschehen war. Wenn auch vieles nicht mehr erhältlich war, so blieb das Geschäft bis
zum Kriegende doch voller Waren.
Unmittelbar nach Kriegsende wurde es aber gänzlich ausgeplündert und war dann, bis
auf die Einrichtung, leer.
Das Vertrauen der Kunden und die so wichtige Kreditwürdigkeit bei den Lieferanten
waren geblieben. Die schwierigste Aufgabe nach den Aufräumungsarbeiten war die
Beschaffung von Waren jeglicher Art. An diverse Firmen, mit denen man in Kontakt
gewesen war, schickte man Geschäftspostkarten mit der einfachen Aufforderung:
"Ich ersuche Sie, mir wieder Ware zuzuteilen." Als Erstes gab es im Hause Wagner
wieder Germ (Hefe) zu kaufen, die für die bäuerliche Bevölkerung, die das Brot selbst
buk, sehr wichtig, aber sonst nirgends zu bekommen war. Anfang März 1946 konnte
das Geschäft wieder aufgesperrt werden. Der 15-jährige Richard Michael, der in Graz
zur Schule ging, hatte die Aufgabe, bei den Großhändlern immer wieder nachzufragen,
ob schon "etwas" eingetroffen war. Die ersten zwei Ballen Baumwollstoff, die er zum
Postauto schleppte, waren eine Sensation im Geschäft!
Gemüse aus eigenem Garten und Acker sowie die Hühner, die noch frei herumlaufen
durften, stellten die Ernährung der Familie und der Mitarbeiter sicher. Mit Zähigkeit,
Mut und viel Arbeitseinsatz begann ein neuer Aufstieg.
Nun arbeitete auch schon die 3. Generation mit. Alle vier Kinder waren mit dem
Geschäftsleben vertraut, hatten die kaufmännische Lehre gemacht und/oder
berufsbildende Schulen besucht.
Richard Michael war nach dem Abschluss der Handelsakademie und Tätigkeit in einer
oberösterreichischen Gemischtwarenhandlung als kaufmännischer Angestellter in das
Geschäft eingetreten, in dem er 2011 noch täglich arbeitet. In jahrzehntelanger guter
Zusammenarbeit mit dem Vater und sinnvoller Arbeitsteilung konnten wichtige Vorhaben
durchgeführt werden.
Die 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts
War nach den Kriegen die Beschaffung von Waren die größte Herausforderung für die
Kaufleute, so bereitete nun, im Gegensatz dazu, das Überangebot Schwierigkeiten. Man
wusste nicht mehr wohin damit. Die Geschäftsräume mussten vergrößert werden.
Bestehende Gebäude wurden adaptiert und umfunktioniert; 1962, 1966, 1975, 1981 und
1991 wurden Zubauten errichtet.
Dabei wurde stets darauf geachtet, sinnvolles Neues
(z.B. Selbstbedienung) einzuführen, aber Bewährtes zu
behalten. Im Geschäftsteil aus dem 19. Jh. sind die
hölzernen "Budeln" (=Verkaufspulte) mit ihren vielen
Laden an der Verkäuferseite auch 2011 noch voll
funktionsfähig. Sie sind vor allem beim Verkauf der
Trachtenstoffe unverzichtbar. Der gute Geschäftsgang
erforderte auch mehr Personal. Ab 1946 haben im Lauf der Jahre über 40 Mitarbeiter
abwechslungsreiche Arbeit gefunden. Einige haben vor Jahrzehnten als Lehrlinge
begonnen und sind noch 2011 als Fachkräfte tätig. Es wird versucht, in der Arbeitszeit
einen Kompromiss zwischen den familiären Bedürfnissen der Mitarbeiter und den
Anforderungen des Geschäftes zu finden.
1964 wurde das Sgraffito von Erwin Schrotter an der
Geschäftsaußenfassade geschaffen. Mehr dazu...
1975 heiratet Richard Michael die Diplom-Krankenschwester Elsa Gartler. Wie Großvater
und Vater hatte auch er das Glück, in seiner Frau die wichtigste Mitarbeiterin zu finden.
Es gelang ihr, sich in erstaunlich kurzer Zeit mit den vielfältigen Aufgaben vertraut zu
machen. Ihr besonderer Ehrgeiz war es, sich in die Buchhaltung einzuarbeiten. Ihr
Schwiegervater war ihr dabei ein guter Lehrmeister, der noch ein Jahr vor seinem Tod
1984 die Bilanz völlig korrekt ohne Steuerberater erstellte.
Elsa und Richard Michael haben zwei Töchter und einen Sohn. Alle drei haben eine
kaufmännische Ausbildung.
Heute: Die dritte und vierte Generation
Heute wird das Kaufhaus Michael Wagner in 3. und 4. Generation von Richard Michael
Wagner und seiner Tochter Heidrun geführt. Derzeit sind 6 Angestellte beschäftigt. Mit
der Spezialabteilung "Stilechte Dirndlstoffe" ist das Kaufhaus Michael Wagner in der
ganzen Oststeiermark und darüber hinaus bekannt und stellt als umfassendes Kaufhaus
allein schon durch die Vielfalt des Angebotes ein eigenes Einkaufszentrum dar.
Geschichte
Version 1.1
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